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Bericht Sonderwettfahrt VSW 24.-25.08.2019

31.03.2020

Es hat zwar etwas länger gedauert, aber dann war es endlich soweit, … dritter Platz bei einer Ranglistenregatta, meine bis dato beste Platzierung und eine Stufe auf dem Siegertreppchen ;-)). Klar, wie so oft im Leben gibt es an dieser Stelle mindestens zwei, manchmal sogar drei Seiten der Medaille:

  1. Seite: Die alten Regattahasen im ersten Ranglisten Drittel der TOP 100 könnten jetzt denken, dass auch ein blindes Huhn mal ein Korn findet.
  2. Seite: Das zweite Drittel ist vermutlich der Meinung “Schön, wieder einer aus dem Mittelfeld weiter nach vorn gesegelt und
  3. Seite: Das dritte Drittel denkt sich „Jo, da möchte ich auch mal hin ….

 

Der Anlass des oben beschriebenen Ereignisses war die Regatta „Sonderwettfahrt des VSW 2019“ auf dem Seddin See am 24./25. August 2019, initiiert durch den „Verein Schmöckwitzer Wassersportler e. V.“. Diese Regatta stellt ein sehr komplexes Ereignis dar. Es tummeln sich nicht nur Olympiajollen zwischen den Regattabojen. Daneben segeln auch Jollenkreuzer nach Yardstick und Kielboote, eingeteilt in drei Yardstick Klassen, um gute Platzierungen. Insgesamt füllten an diesem Wochenende 25 Kielboote, sieben Jollenkreuzer und 13 Olympiajollen das Feld. In Summe gingen 45 Boote in den Klassen an den Start.

 

Drei kleine Anmerkungen im Vorfeld und ein Fazit

 

Anmerkung eins: Im Verlauf der solchen Regatta entwickelten sich interessante Duelle, wobei eine durch ein Kielboot abdeckte Olympiajolle in Lee bei leichten Winden dieses Duell klar verliert (Erfahrungssammler Olaf Wahrendorf 2. Lauf).

 

Anmerkung zwei: Des Weiteren muss das Durchsetzen der berechtigten Vorfahrt einer Olympiajolle am Leefass gegen ein Kielschiff nicht immer von Erfolg gekrönt sein. Hier sollte der erfahrene Olympiajollensegler sehr, sehr große Umsicht und Einsicht walten lassen, die Füße stillhalten und „gaaanz tieeef“ durchatmen. Ein materialschonender Schlenker versehen mit einer ordentlichen Schimpfkanonade hilft in der zwischenmenschlichen Beziehung der beiden unterschiedlichen Seglertypen nicht weiter, lässt aber den durch die verloren gegangenen Platzierungen aufgestauten Dampf des Olympiajollenseglers ab und beruhigt sein Gemüt, zumindest vorübergehend. Ein altbewährter Therapieansatz nach Dr. Finckh, beschrieben in seinem Buch „Der Regatta-Segler: Aufzucht und Hege.“

 

Anmerkung drei: Aber auch Olympiajollen können den Spieß umdrehen, Auf der Kreuz mit Bb-Bug (Wind von Steuerbord) vor einer Spinnaker-Wand von Kielbooten mit Stb-Bug (Wind von Backbord) und dem sehr laut gebrüllten Ruf nach Vorfahrt „Raum“ (Erfahrungssammler Jörg „Kuddel“ Feldbinder) sorgen sie für ordentlich Bewegung im beschriebenen Feld.

 

Fazit: So ist es wie immer im Leben. Es gleicht sich alles aus und befindet sich dann wieder in vollendeter Harmonie.

 

Nach diesen allgemein einführenden Worten nun zu den jeweiligen Regattatagen.

 

Erster Wettfahrttag

 

Als Hauptorganisatoren im Verein verantwortlich waren an diesem Wochenendes die Sportwartin und Wettfahrtleiterin Nicole Walkowiack für die Ereignisse auf dem Wasser und Sylvia für die Organisation an Land. Gemeinsam ein Erfolgsteam auf ganzer Strecke.

 

Am Samstag begrüßten zur Steuermannsbesprechung der Vorsitzender Ulf Niedergesäß sowie die Wettfahrtleiterin die Gäste. Beide informierten gemeinsam über die Regattabahn auf dem Seddinsee und die regionalen Besonderheiten wie die Flöße und Partyboote. Das Thema Vorfahrt ist mit den Steuerleuten dieser Bootstypen nicht zu diskutieren. Sie kennen es nicht. Ebenso sollten polnische Lastkähne mit großer Bugwelle nicht unterschätzt werden. Sicherheit für Leib und Leben sowie intakte und unbeschädigte Boote hatten in den Wettfahrten unbedingt Vorrang genießen. Das Wetter zeigte sich von einer seiner besten Seiten. Sonne, nur kleine Wölkchen mit 27°C bei 1015 hpa und Wind mit im Schnitt 3 Bft aus Ost. Perfektes Segelwetter für den Seddinsee, wobei sich die Regattabahn zwischen Koppelstelle und dem Seegebiet etwas nordöstlicher des Oder-Spree-Kanals erstreckte. Natürlich hielt das Revier auch die typisch flexiblen Variationen aus Windstärke und Windrichtung parat. Alles andere wäre auch zu anspruchslos und zu enttäuschend für die Teilnehmer gewesen.

 

Nachdem das Start- und Zielschiff, die Pretty 24, auf Position lag, folgten die Starts der einzelnen Klassen. Die Kielboote Yardstick < 107 gingen als erste ins Rennen, danach folgten die Olympiajollen. Wie eingangs beschrieben waren alle Läufe sehr anspruchsvoll und ein gut herausgesegelter Vorsprung auf der rechte Hälfte der Regattabahn war schnell eingebüßt, wenn es auf „links“ deutlich anzog oder drehte. Selbstverständlich auch umgekehrt.

 

Klar, werdet ihr jetzt sagen, dass sieht man doch. Der erfahrene Olympiajollensegler wirft nämlich immer einen Blick in den Himmel und erkennt anhand der Wolkenbildung die unterschiedlich entstehenden Windfelder und –dreher im Voraus. Wachsam ist er, selbst wenn sein geschärftes Windauge mal nicht im Himmel ruht, so ist doch zumindest sein Hühnerauge auf Zack und analysiert für ihn das Geschehen. Ein Typ Segler, der einfach mit allen Wassern gewaschen ist.

 

Aber egal, Augen hin oder her, diesen ersten Lauf gewann Olaf Wahrendorf vor Holger Kalina und Robert Albrecht. Der Berichtschreiber selbst belegte den fünften Platz mit etwas Verdruss. Warum? Auf links vorliegend wurde er durch den von rechts aufkommenden Volker Grützner noch kurz vor der Ziellinie abgefangen. Vermutlich war der besagte Blick in den Himmel in dieser Situation zu spät erfolgt und das Hühnerauge bereits eingeschlafen.

 

Zwischen der ersten und der zweiten Wettfahrt ließ die Wettfahrleiterin etwa eine gute Stunde verstreichen. Danach ging‘s in gleicher Startreihenfolge wieder los. Kurz nach dem Start sah es erst so aus, als ob Jörg „Kuddel“ Feldbinder mit seinem neuen Boot GER 1383 auf der rechten Seite alles richtig gemacht hätte. Aber Aiolos, der griechische Gott des Windes, hatte ein Einsehen und Kuddel F. leider das Nachsehen. Am Ende konnte sich im zweiten Lauf Holger K. vor Robert A. und dem Berichtschreiber durchsetzen. Olaf W. wurde vierter, gefolgt von Dieter Ernst auf dem fünften Platz und „Kuddel“ F. auf dem sechsten Platz. Damit ging dieser erste Wettfahrttag ohne große Vorkommnisse auf dem Wasser zu Ende. Na ja, nicht ganz, denn Pechvogel des Tages war Frank Schnelleter. Nach einer Aufgabe im ersten Lauf und einer Disqualifikation im zweiten Lauf stand er am ersten Tag als Schlusslicht auf der Ergebnistabelle. In der Wertung führte jetzt Holger K. mit drei Punkten, gefolgt von Olaf W. und Robert A. mit fünf Punkten sowie Michael K mit acht Punkten. Dann, punktgleich mit zwölf Punkten, eine Gruppe von drei Seglern mit Kuddel F., Dieter Ernst und Volker G.

 

Abendveranstaltung

 

Gegen 16:00 Uhr waren die Boote zurück im Hafen des VSW oder den Nachbar Vereinen des Reviers angekommen. Als kulturelles Highlight startete dann das Sommerfest des VSW mit vielen musikalischen und kulinarischen Momenten. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, gingen die Segler langsam aber sicher in den Partymodus über. Einen offiziellen Startschuss für die Highlights des Abends gab es nicht. Aber angefangen mit kühlenden und zugleich entspannenden Getränken, einem 30 Kg Spanferkel am Spieß überm echten Holzfeuer und einer Grillmeile ließen die Gastgeber keine Wünsche offen.

Sehr löblich anzumerken im der Verein war dem Umweltschutz. Die Getränke und Speisen wurden nicht im Einweggeschirr sondern aus Gläsern und mit Porzellangeschirr sowie Metallbesteck ausgegeben. Der riesige Abwaschberg wurde im Nachgang von den vielen fleißigen „Mainzelmännchen“ im „Back-Office“ erledigt.

Noch erwähnenswert war der Auftritt von Jessica Gall (www.jessicagall.de). Bereits beim Aufbau und den Proben ließ der „chillig klingene Sound“ eine Vorahnung auf tolle Musik aufkommen. Begleitet mit Gitarre und Klavier erntete sie viel Applaus und Anerkennung.

DJ Stephanell legte und bediente dann diverse Musik Richtungen und Genres. Musikwünsche kamen nicht zu kurz, coole Musikübergange gemischt. Kurzum, die Tanzfläche war stets gut gefüllt…und erst als die Nacht ihre ersten Opfer forderte, die Tanzfläche ab 0200 etwas leerer wurde, tanzte der DJ aus Lichtenberg beherzt mit. Zum Leidwesen einiger Sportsfreunde bis morgens um 0400. Erst zu dieser Stunde wurde dann die Technik abgebaut.

 

Zweiter Wettfahrttag

 

… und immer, immer wieder geht die Sonne auf. Gefühlt heftiger als am Tag zuvor. Mit 1013 hpa schaffte sie es auf 30°C. Der Regattagott beglückte die Segler mit Wind aus östlichen Richtungen in einer Stärke von 2 - 4 Bft.

Gegen 10:30 Uhr legte das Startschiff vom VSW in Richtung Seddinsee ab. Die Segler aus der TSG folgten. Das Boot des Schreiberlings ging als letztes ins Wasser und nach alter Manier hatte sein Besitzer bei den vorangegangen Booten beim Slippen geholfen. Nachdem auch Holger K „Sliphilfe“ erhielt, versprach er: Micha, dafür hast Du bei mir etwas gut …. Vermutlich war ihm da noch klar, dass er dieses Versprechen noch am selben Tag einlösen und es ihn vom ersten auf den vierten Platz katapultieren würde.

 

Im Vergleich zum Vortag war die Regattabahn weiter südöstlich in Richtung Seddingwall ausgeweitet worden. Der Start erfolgte sehr weit unter Land auf der südlichen Seite des Sees in Höhe der DLRG Station. Eine Verlegung weiter in die Mitte des Sees wäre wünschenswert gewesen, wurde aber aus Zeitgründen nicht durchgeführt. So nahm dann die dritte und letzte Wettfahrt ihren Lauf.

Schon der Start erwies sich als trickreich: Die Seite am Startschiff war zwar klar bevorteilt, lag aber deutlich unter Land. Der Wind drehte bisweilen von Ost auf Ost-Süd-Ost und weiter. Es galt aus der Mitte heraus mit möglichst viel Höhe aber nicht zu dicht unter Land mit der drohenden Gefahr einer Landabdeckung zu starten.

Der Steuermann von GER 1482 entschloss sich zu einem klasssichen Leestart mit viel Geschwindigkeit. Diese Taktik ging auf und wurde mit Position zwei am Luvfass belohnt, hinter Robert A. und vor Olaf W. So ging es dann auch ums Raumfass. Einträchtig auf gleicher Höhe segelnd fuhren unterhalb Olaf W. und oberhalb Robert A. einfach weiter und ließen den Drittplatzierten stehen … klar, ihr erinnert Euch an die Einleitung, hätte man ja sehen müssen ….

Das Feld kam von hinten auf und tat es den beiden gleich. Somit war GER 1482 nach dieser Runde am Leefass nur Vorletzter. Ja, geht manchmal sehr schnell und trotz eines sehr guten Starts. Aber es waren insgesamt zwei Runden zu absolvieren und die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zum Schluss. Da die Abstände nicht sehr groß waren konnte sich der Berichterstatter wieder ins Mittelfeld segeln und Anschluss halten.

Weit vorn zog der zu diesem Zeitpunkt noch Erstplatzierte Holger K seine Kreise, wollte aber entgegen den Anweisungen der Wettfahrleiterin noch eine weitere Runde segeln. Aus diesem Grund zog „gaaanz weit“ auf der nördlichen Seite des Sees am südlich liegenden Ziel vorbei. Kein Ruf der Mitsegler konnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Er war zu physisch und psychisch zu weit davongesegelt. Dieser Umstand war vom Mittelfeld aus nicht zu sehen gewesen und GER 1482 ging zu diesem Zeitpunkt als Fünftplatzierter durchs Ziel.

Irgendwann bemerkte dann Holger K. den Fehler in seiner Zählweise, drehte um und wurde Elfter in diesem Lauf. Nach nahezu eineinhalb Stunden war die dritte Wettfahrt der Sonderwettfahrt des VSW 2019 abgesegelt und Geschichte. Unterwegs wurde ich von Hollies kleinem Missgeschick aufgeklärt und freundet mich mit dem dritten Platz und einem somit möglichen Bericht an.

 

Nur noch kurz sei an dieser Stelle im Nachgang erwähnt, das sich GER 1403 bereit zuvor in der Regatta am Stienitzsee ähnlich widerspenstig gezeigt hatte und auch hier den Anweisungen des Wettfahrtleiters nicht folgen wollte. Aber, er hatte sein Versprechen vom morgendlichen Slippen gehalten. Beabsichtig oder nicht, sei mal dahin gestellt .... Klar, werdet Ihr jetzt sagen, … aber das hatte er an jenem Morgen bestimmt nicht so gesehen.

 

In diesem Sinne, bleibt gesund und wir sehen uns auf der Regattabahn oder zwischen den Wellen …

 

Euer Michael

 

Alt/2019:        GER 1482     Spreedose

Neu/2020      GER 1307     Pfefferspree

 
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